Belästigung durch Wahlwerbung
Es gibt momentan wohl landesweit
keinen Laternenmast (oder auch keinen Laternenpfahl), wo ein Hund gerne
ranpinkeln würde. An allen Pfählen und Masten hängen die Wahlkampfplakate der
Parteien für die Europawahl, die nicht nur für Hunde abschreckend wirken.
Die ersten in unserem Ort waren die
Plakate von der FDP. Dann nach und nach folgten die Plakate aller anderen
Parteien. Man glaubt gar nicht, wie viele Parteien es immer noch gibt, von
denen man sonst das ganze Jahr über nichts hört. Nun künden deren Plakate von
ihrer kümmerlichen Existenz. Oft kann man dann Parolen lesen, von denen man
glauben könnte, sie stammen aus vorwendischen Zeiten oder direkt aus dem
Nachlass der RAF oder der SED. Zum Beispiel sowas wie: "Keine Waffen für
die Affen!" Oder sehr vielsagend: "Du hast Rechte!" Oderziemlich
nichtssagend: "Genau jetzt!".
Die meisten der Plakate, die
rumhängen, zeigen die jeweiligen Kandidaten. Oft gänzlich ohne Rücksicht auf
deren Fotogenität! Die meisten Kandidaten sind so fotogen wir ein Klappfahrrad
im eingeklappten Zustand. Oder wie eine Rübe nach der Begegnung mit der
Vollerntemaschine.
Sie werden regelrecht optisch
"gepfählt". Oder "gemästet"?
Auch unter Umweltschutzaspekten ist
die Wahlkampfwerbung im öffentlichen Raum mehr als fragwürdig. Genau so
fragwürdig, wie der Slogan des FDP-Kandidaten: "Nachhaltigkeit - eine
Aufgabe die vereint!" Also, mit vereinten Kräften haben wir eigentlich die
Umwelt schon ziemlich nachhaltig versaut! Jetzt noch nachhaltiger?
Gut, zugegeben - es mag vielleicht
Dörfer und ländliche Gemeinden beispielsweise in Sachsen-Anhalt oder
Mecklenburg-Vorpommern geben, für die das bisschen Farbe, was die Plakate
mitbringen, einen optischen Aufheller darstellen, der den Eindruck von
Lebensfreude erweckt. Aber das ist dann eben
ein zeitlich sehr begrenzter Effekt und entbehrt jeglicher
Nachhaltigkeit.
Die graphische Qualität, die Auswahl
der Farben und Schriften und Formen, ist durchweg unterirdisch. Wahrscheinlich
folgen die Gestalter von Wahlkampfplakaten der Erkenntnis, dass das Wahlvolk eh
keinen Geschmack hat und jegliche gestalterische Idee sowieso Perlen vor die
Säue darstellen würde. Wen man könnte, würde man massenwirksame Plakate im Stil
des berühmten "Röhrenden Hirsches" von Adalbert Kitschmann aufhängen.
Die Plakate haben natürlich den
Vorteil, dass sie keine Töne und sonstigen Laute von sich geben. Das ist bei
der Fernsehwerbung anders. Da wird Klartext geliefert! Da kann man Sachen
hören, bei denen man glaubt, nicht richtig gehört zu haben.
Die Fernsehsender verweisen
lediglich darauf, dass die Verantwortung für die Inhalte der Wahlkampfwerbung
bei den jeweiligen Parteien liegen würde.
Das meinen die Fernsehsender ernst!
Allerdings gibt es niemanden, der
die Parteien zur Verantwortung ziehen könnte. Das wäre ja dann auch...! Wozu
haben wir denn unsere hochwohllöbliche Meinungsfreiheit?! Man kann schließlich
keine Stasimethoden anwenden! Womöglich nur das über den Sender lassen, was
einen gewissen Anstrich von Intelligenz und Vernunft besitzt? Nein!
Die Fernsehsender kassieren nur völlig
verantwortungslos das Geld, was die Parteien für die Werbung ausgeben. Einen
großen Teil des Geldes, was die Parteien für Werbung ausgeben können, bezahlt
übrigens der Steuerzahler. Die Parteien erhalten alle proportional zu ihren
Wahlergebnissen und Mitgliederzahlen Wahlkampfzuschüsse. Im Jahr 2018 gab es
immerhin insgesamt runde 165 Millionen Euros aus der Staatskasse für die
Parteien und ihren Wahlkampf. Früher hieß das
"Wahlkampfkostenerstattung". Der Begriff wird nicht mehr offiziell
verwendet, damit sich nicht mehr so viele Leute über diese Art der staatlichen
Geldverschwendung empören können.
Aber man muss sich das eigentlich
mal überlegen! Ist das nicht dämlich von uns Steuerzahlern, Geld auszugeben
dafür, dass sich unsere Hunde beim Pinkeln fürchten und unsere Ohren sich beim
Fernsehgucken kräuseln müssen?
Wäre es nicht besser, das
Steuergeld für den neuen Flughafen in Berlin, oder für den Bahnhof in
Stuttgart, oder für die Aufrüstung der Bundeswehr zu verpulvern? Da fließt ein
Teil des Geldes wenigstens ein bisschen auch in die Taschen von Arbeitnehmern
zurück.
Und es gibt bestimmt noch viele
andere schöne Beispiele, wie man Geld verschwenden kann, ohne unsere Hunde zu
belästigen!
Eduard Sachsenmeyer
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