Sonntag, 16. September 2018


Blickpunkt: Chemnitz
Chemnitz wird immer berühmter! Vor einigen Monaten war es der entlaufene Bombenbauer, den die Chemnitzer Terror-Spezialeinheiten nicht eingeholt und festgenommen haben, weil sie wegen ihrer Spezialausstattung nicht schnell genug rennen konnten, und jetzt haben wir einen richtigen Skandal. Direkt unterm Marx-Kopf ging das los…an einem Montag! Wann sonst? Wenn was los ist, dann ist es in Sachsen immer montags! Ob vor der Wende oder nach der Wende! Wahrscheinlich verträgt der Sachse die  Faulenzerei am Wochenende nicht. Am Montag wird er dann mobil, wie der Borkenkäfer nach einem milden Winter.
Also, … an einem Montag ungefähr siebentausend Leute, die man alle irgendwie als rechtslastig bezeichnen muss. Aufgerufen hatte "PRO Chemnitz", was eine Zusammenrottung von Leuten ist, an deren Spitze der Stadtrat Kohlmann steht. Ich will nicht von Rechtsextremen reden.
Auf der anderen Seite standen wohl knapp tausend linkslastige Leute.
Ich will nicht von Linksextremen reden.
Die Polizei stand mit ein paar hundert Leuten dazwischen und hatte großes Glück, dass die beiden Seiten nicht so richtig aufeinander loswollten. Wahrscheinlich fehlte es auf beiden Seiten an genügend Extremisten.
Und viele, die auf der rechten Seite standen, haben auch betont, dass sie nicht zu den Rechten gehören, sondern nur besorgte Bürger sind.
Und viele, die auf der linken Seite standen, sagten, dass sie auch besorgt sind, aber für Frieden und Völkerfreundschaft eintreten.
Was nun letztlich der eigentliche Grund dafür war, dass so viele Chemnitzer außerhalb ihrer Wohnungen unterwegs waren, ist mir übrigens nicht ganz klar geworden.
Okay - da gab es diesen Toten und zwei schwerverletzte Deutsche, die mit einem Syrer und einem Iraker beim Stadtfest Streit hatten. Erst war der Streit wohl nur verbal, dann kam ein Messer ins Spiel. Genau weiß man das noch nicht.
Die Leute von PRO Chemnitz, die dann montags demonstriert haben, waren jedenfalls gegen die Täter. Manche wollten Rache. Am Donnerstag waren es nochmal zirka tausend Leute, die vor dem Chemnitzer Fußballstadion demonstrierten, weil im Stadion der Ministerpräsident von Sachsen zu einem Bürgergespräch angereist war. Das Thema war die Flüchtlings- und Asylpolitik. Und es gab wenig Neues zu hören. Woher sollte auch Neues kommen?
Am Samstag nochmal paar tausend Leute, die von einem riesigen Polizeiaufgebot beschützt und beobachtet wurden. Und irgendwie ging es wieder um die Ausländer. Die Flüchtlinge. Migranten.
Es gäbe Ängste, hört man immer wieder. Dann ein Konzert gegen Rechts, dass über 65000 Menschen anlockte.
Naja, die Situation ist, wie sie ist. Die halbe Welt will gerne in Deutschland leben und ist bereit, die eigene Heimat in Stich zu lassen. Die Flüchtlingsbewegung kann nicht wegdiskutiert werden. Die ist da und wird zunehmen!
Da kann man sich zwar auch freuen, dass ein paar Fachkräfte unseren Arbeitskräftemangel ausgleichen können… und auch was die Demografie betrifft - frisches Blut und kleine Kinder können wir durchaus in Deutschland gebrauchen! Auch in Chemnitz!
Aber das Problem ist einfach zu umfangreich, um auf der Straße oder im Stadion abgehandelt werden zu können. Auch der Ministerpräsident kann nicht mit allen reden.
Wichtig ist jedenfalls, dass alle deutschen Fernsehsender  - und dazu noch viele aus aller Herren Länder - aus Chemnitz live berichtet haben. Die Presse war voll von Chemnitz! Bilder mit dem Marx-Kopf im Hintergrund gingen um die Welt. Vielleicht nur schade, dass alles ziemlich friedlich blieb. Ein paar brennende Autos… und ein paar zerschlagene Schaufensterscheiben... aber man sollte nicht undankbar sein.
Nein, Chemnitz war eine Woche lang im Blickpunkt der Welt. Da kann sich die Chemnitzer Werbe-mbH eine Scheibe abschneiden!
Eduard Sachsenmeyer

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen