Blickpunkt:
Chemnitz
Chemnitz wird immer berühmter! Vor
einigen Monaten war es der entlaufene Bombenbauer, den die Chemnitzer Terror-Spezialeinheiten
nicht eingeholt und festgenommen haben, weil sie wegen ihrer Spezialausstattung
nicht schnell genug rennen konnten, und jetzt haben wir einen richtigen
Skandal. Direkt unterm Marx-Kopf ging das los…an einem Montag! Wann sonst? Wenn
was los ist, dann ist es in Sachsen immer montags! Ob vor der Wende oder nach
der Wende! Wahrscheinlich verträgt der Sachse die Faulenzerei am Wochenende nicht. Am Montag
wird er dann mobil, wie der Borkenkäfer nach einem milden Winter.
Also, … an einem Montag ungefähr
siebentausend Leute, die man alle irgendwie als rechtslastig bezeichnen muss.
Aufgerufen hatte "PRO Chemnitz", was eine Zusammenrottung von Leuten
ist, an deren Spitze der Stadtrat Kohlmann steht. Ich will nicht von
Rechtsextremen reden.
Auf der anderen Seite standen wohl
knapp tausend linkslastige Leute.
Ich will nicht von Linksextremen
reden.
Die Polizei stand mit ein paar
hundert Leuten dazwischen und hatte großes Glück, dass die beiden Seiten nicht
so richtig aufeinander loswollten. Wahrscheinlich fehlte es auf beiden Seiten
an genügend Extremisten.
Und viele, die auf der rechten
Seite standen, haben auch betont, dass sie nicht zu den Rechten gehören,
sondern nur besorgte Bürger sind.
Und viele, die auf der linken Seite
standen, sagten, dass sie auch besorgt sind, aber für Frieden und
Völkerfreundschaft eintreten.
Was nun letztlich der eigentliche
Grund dafür war, dass so viele Chemnitzer außerhalb ihrer Wohnungen unterwegs
waren, ist mir übrigens nicht ganz klar geworden.
Okay - da gab es diesen Toten und
zwei schwerverletzte Deutsche, die mit einem Syrer und einem Iraker beim
Stadtfest Streit hatten. Erst war der Streit wohl nur verbal, dann kam ein
Messer ins Spiel. Genau weiß man das noch nicht.
Die Leute von PRO Chemnitz, die
dann montags demonstriert haben, waren jedenfalls gegen die Täter. Manche wollten
Rache. Am Donnerstag waren es nochmal zirka tausend Leute, die vor dem
Chemnitzer Fußballstadion demonstrierten, weil im Stadion der Ministerpräsident
von Sachsen zu einem Bürgergespräch angereist war. Das Thema war die
Flüchtlings- und Asylpolitik. Und es gab wenig Neues zu hören. Woher sollte
auch Neues kommen?
Am Samstag nochmal paar tausend
Leute, die von einem riesigen Polizeiaufgebot beschützt und beobachtet wurden.
Und irgendwie ging es wieder um die Ausländer. Die Flüchtlinge. Migranten.
Es gäbe Ängste, hört man immer
wieder. Dann ein Konzert gegen Rechts, dass über 65000 Menschen anlockte.
Naja, die Situation ist, wie sie
ist. Die halbe Welt will gerne in Deutschland leben und ist bereit, die eigene
Heimat in Stich zu lassen. Die Flüchtlingsbewegung kann nicht wegdiskutiert
werden. Die ist da und wird zunehmen!
Da kann man sich zwar auch freuen,
dass ein paar Fachkräfte unseren Arbeitskräftemangel ausgleichen können… und
auch was die Demografie betrifft - frisches Blut und kleine Kinder können wir
durchaus in Deutschland gebrauchen! Auch in Chemnitz!
Aber das Problem ist einfach zu
umfangreich, um auf der Straße oder im Stadion abgehandelt werden zu können.
Auch der Ministerpräsident kann nicht mit allen reden.
Wichtig ist jedenfalls, dass alle
deutschen Fernsehsender - und dazu noch
viele aus aller Herren Länder - aus Chemnitz live berichtet haben. Die Presse
war voll von Chemnitz! Bilder mit dem Marx-Kopf im Hintergrund gingen um die
Welt. Vielleicht nur schade, dass alles ziemlich friedlich blieb. Ein paar
brennende Autos… und ein paar zerschlagene Schaufensterscheiben... aber man
sollte nicht undankbar sein.
Nein, Chemnitz war eine Woche lang
im Blickpunkt der Welt. Da kann sich die Chemnitzer Werbe-mbH eine Scheibe
abschneiden!
Eduard
Sachsenmeyer
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