Schulschwänzer
Schule schwänzen für den
Umweltschutz - das ist doch wirklich eine prima Idee!
Weltweit machen die Schüler mit.
Statt in der Schule herumzusitzen, gehen sie freitags mit Plakaten auf die
Straße. Vielleicht freuen sich auch die Lehrer über den freien Tag?
Auf den Plakaten, die viele von den
Schwänzern dabei haben, stehen Losungen wie "Rettet die Umwelt!",
oder "Make love, not CO2", oder "Mehrheit gegen Eiszeit".
In der Zeitung war auf einem Foto die
Losung "Bitte verlassen Sie diesen Ort so, wie Sie ihn vorzufinden
wünschen" zu lesen. Ein Mädchen hielt das Plakat mit dieser Losung mit
beiden Händen völlig unbekümmert über ihrem Kopf und schaute ganz energisch
drein.
Diese Losung hatte ich früher schon
einmal auf einer Zugtoilette gesehen und gelesen. Damals hatte ich mir gedacht,
dass diese Aufforderung etwa übertrieben sei. Wie soll ich denn ohne jegliche
Reinigungsmittel und Geräte die Toilette in den Zustand versetzen, in dem ich
sie vorzufinden wünsche? Nur mit ein paar Papierhandtüchern aus dem
Handtuchspender und ein bisschen Flüssigseife hätte das Stunden gedauert!
Was nun den Zustand der Umwelt
betrifft, dürfte das Unterfangen, vor dem Verlassen der Welt einen
wünschenswerten Zustand herzustellen, auch ziemlich aufwendig bis unmöglich
sein. So schön ich es auch finden würde, wenn man es schaffen könnte, so wenig
glaube ich an eine Möglichkeit der Umsetzung. Seit es Menschen auf der Welt
gibt, bemühen die sich, die Welt zur Sau zu machen. Zur Sau - nicht sauber!
Es müssten völlig neue Menschen
her, damit man darauf hoffen könnte, dass wer solange saubermacht, bis alles so
ist, wie man sich es wünscht.
Mit Schwänzen ist da sicherlich
nichts zum machen. Wobei natürlich das Schwänzen an sich auch noch keine
umweltverbessernde Maßnahme ist - noch keine Sonderschicht oder ein Subotnik
oder so etwas -, es ist ja erst eine Aktion, die munter machen will, die
Aufmerksamkeit erregen will, damit andere endlich mal was machen! Die Politik
zum Beispiel!
Wie die schwedische Schülerin Greta
Thunberg auf die Idee gekommen ist mit der Streikerei für die Umwelt, kann ich
mir nicht genau erklären. Vielleicht hatte sie eines schönen Freitags keine
Lust auf Schule und ist zu Hause im Bett geblieben. Und als dann der Knatsch
anfing… - warum hast du die Schule geschwänzt? Und so… - und ihr erhebliche
Repressalien drohten, wie zum Beispiel Handyentzug oder Wlan-Sperre im
Kinderzimmer, da schoss ihr vielleicht als Ausrede… - aber ich will den edlen
Motiven von Greta nicht zu nahe treten. Greta ist ja nicht so wie ich. Bei mir
hätte ich mir vorstellen können, dass ich auf so eine Ausrede gekommen wäre,
wenn ich geschwänzt hätte und dann hätte erklären müssen, warum. Wegen der
Umwelt!
Warum "Schwänzen"
eigentlich "Schwänzen" genannt wird, ist mir übrigens schon immer ein
Rätsel gewesen. Was hat denn das mit "Schwanz" oder
"Schwänzen" zu tun?
Aber man kann nicht nur die Schule
schwänzen, sondern auch eine Vorlesung, oder eine Weiterbildungsmaßnahme, oder
eine Parteiversammlung, oder das Training…
"Schwänzen' bedeutet immer,
dass man nicht dorthin geht, wo man eigentlich hingehen müsste. Aber am
häufigsten wird eben doch die "Schule geschwänzt"!
Der Grund für das Schwänzen kann
beim Schuleschwänzen vielfältiger Natur sein - angefangen bei notorischer
Faulheit, bis hin zu Bildungsallergie. Ich habe, wenn ich mich recht erinnere
die Schule nur ein einziges Mal geschwänzt. Ich hatte Angst vor einem
angekündigtem Diktat.
Aber nein, die freitags für die
Umwelt schwänzenden Schüler stehen sicherlich auch nicht so mit der
Rechtschreibung auf Kriegsfuß, wie ich damals. Ich glaube fast, wenn ich die
Bilder in den Zeitungen und im Fernsehen sehe, und auch die Interwies und
Statements, die die Teilnehmer in ein Mikrophone von Reportern reden, höre, das
die wirklich überzeugt sind von ihrer Mission!
Und selbst viele Lehrer
unterstützen die Schwänzer, in dem sie Verständnis bekunden. Wobei - wenn ich
Lehrer wäre, dann würde ich es vielleicht sogar gut finden, wenn die Schwänzer
ihre Aktion auch auf Montage, Dienstage… - aber ich will wirklich niemandem zu nahe treten! Bloß wenn ich mal
von mir ausgehen würde… - nein, was bin ich doch für ein… ein Spötter? Ein
Realist?
Eduard
Sachsenmeyer
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