Gemälde von DAVID DEBROCK
entdeckt
von Stephan Dettmeyer
Der Maler und Bildhauer DAVID DEBROCK
stammt aus Dünkirchen in Nordfrankreich und kam während der ersten Jahre des
ersten Weltkrieges (1914 oder 1915) in deutsche Gefangenschaft. Da in
Deutschland wegen des Krieges die Arbeitskräfte knapp wurden, hat man die
Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Lager Chemnitz./Ebersdorf
sollen 1918 beinahe 23000 Zwangsarbeiter interniert gewesen sein. Auf dem
Friedhof von Ebersdorf, der direkt hinter der berühmten Stiftskirche liegt,
befindet sich ein Gräberfeld für über 700 Gefangene, die im Lager gestorben
sind. Für dieses Gräberfeld zum Gedenken an die verstorbenen Kameraden schuf
DAVID DEBROCK ein Denkmal (2m Hoch /ca. 3,5 t schwer).
http://www.ebersdorf.kirche-chemnitz.de/stiftsfriedhof.html
Im Familienbesitz der Chemnitzer
Familie Dettmeyer befindet sich seit jener Zeit ein Gemälde von diesem
Künstler. Ein so genanntes "Seestück" - datiert "30 JANVIER
1916".
DAVID DEBROCK hat das Gemälde
meinem Großvater Albert Dettmeyer (1860-1946)
geschenkt.
Wahrscheinlich war DAVID DEBROCK als Zwangsarbeiter in den
Wanderer-Werken Chemnitz eingesetzt. In Nachbarschaft zu den Wanderwerken
befand sich der berühmte Schönauer "Wintergarten"
- das größte Vergnügungsetablissements Sachsens. Inhaber des Wintergartens war mein Großvater.
http://www.chemnitzgeschichte.de/bilder-der-stadtteile/schoenau
Wahrscheinlich wurde der Zwangsarbeiter
DEBROCK seitens der Wanderer-Werke (oder direkt von der Administration) zu
Arbeiten für den "Wintergarten"
abgeordnet. Als Dank für gute Behandlung soll der Gefangene DEBROCK für meinen
Großvater das Bild gemalt haben. So jedenfalls ist es in der Familie Dettmeyer
überliefert. Eine Widmung auf der Rückseite des Gemäldes (das Gemälde wurde auf
ein ca. 5mm dickes hölzernes Kistenbrett gemalt) könnte das belegen.
1918 wurde dann der "Wintergarten" von den Wanderer-Werken gekauft
und für Rüstungsproduktion verwendet.
Dass das Gemälde, welches auch die
Wirren des zweiten Weltkrieges überstand und viele Jahrzehnte im Wohnzimmer der
Familie Dettmeyer hing, von einem Künstler dieses Ranges mit dem Namen DAVID
DEBROCK stammte, war vergessen worden. Bei Durchsicht des Nachlasses meiner
Eltern entdeckte ich (Enkel von Albert
Dettmeyer) , die Herkunft des Gemäldes.
Vieles an der Lebensgeschichte von
DAVID DEBROCK ist unbekannt. Interessant wäre vielleicht auch, wie es möglich
war, dass ein französischer Gefangener ein Denkmal dieser Dimension für ein
Gräberfeld gestorbener "Feinde" schaffen konnte.
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Februar 2015
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