Sonntag, 15. Februar 2015



Gemälde von DAVID DEBROCK entdeckt
von Stephan Dettmeyer

Der Maler und Bildhauer DAVID DEBROCK stammt aus Dünkirchen in Nordfrankreich und kam während der ersten Jahre des ersten Weltkrieges (1914 oder 1915) in deutsche Gefangenschaft. Da in Deutschland wegen des Krieges die Arbeitskräfte knapp wurden, hat man die Kriegsgefangenen als Zwangsarbeiter eingesetzt. Im Lager Chemnitz./Ebersdorf sollen 1918 beinahe 23000 Zwangsarbeiter interniert gewesen sein. Auf dem Friedhof von Ebersdorf, der direkt hinter der berühmten Stiftskirche liegt, befindet sich ein Gräberfeld für über 700 Gefangene, die im Lager gestorben sind. Für dieses Gräberfeld zum Gedenken an die verstorbenen Kameraden schuf DAVID DEBROCK ein Denkmal (2m Hoch /ca. 3,5 t schwer).
http://www.ebersdorf.kirche-chemnitz.de/stiftsfriedhof.html
         



 





Im Familienbesitz der Chemnitzer Familie Dettmeyer befindet sich seit jener Zeit ein Gemälde von diesem Künstler. Ein so genanntes "Seestück" - datiert "30 JANVIER 1916".


 
        
DAVID DEBROCK hat das Gemälde meinem Großvater Albert Dettmeyer (1860-1946) geschenkt. 
Wahrscheinlich war DAVID DEBROCK als Zwangsarbeiter in den Wanderer-Werken Chemnitz eingesetzt. In Nachbarschaft zu den Wanderwerken befand sich der berühmte Schönauer "Wintergarten" - das größte Vergnügungsetablissements Sachsens. Inhaber des Wintergartens war mein Großvater. 

http://www.chemnitzgeschichte.de/bilder-der-stadtteile/schoenau


 Wahrscheinlich wurde der Zwangsarbeiter DEBROCK seitens der Wanderer-Werke (oder direkt von der Administration) zu Arbeiten für den "Wintergarten" abgeordnet. Als Dank für gute Behandlung soll der Gefangene DEBROCK für meinen Großvater das Bild gemalt haben. So jedenfalls ist es in der Familie Dettmeyer überliefert. Eine Widmung auf der Rückseite des Gemäldes (das Gemälde wurde auf ein ca. 5mm dickes hölzernes Kistenbrett gemalt) könnte das belegen. 

1918 wurde dann der "Wintergarten" von den Wanderer-Werken gekauft und für Rüstungsproduktion verwendet.

 Dass das Gemälde, welches auch die Wirren des zweiten Weltkrieges überstand und viele Jahrzehnte im Wohnzimmer der Familie Dettmeyer hing, von einem Künstler dieses Ranges mit dem Namen DAVID DEBROCK stammte, war vergessen worden. Bei Durchsicht des Nachlasses meiner Eltern entdeckte ich (Enkel von Albert Dettmeyer) , die Herkunft des Gemäldes.
Vieles an der Lebensgeschichte von DAVID DEBROCK ist unbekannt. Interessant wäre vielleicht auch, wie es möglich war, dass ein französischer Gefangener ein Denkmal dieser Dimension für ein Gräberfeld gestorbener "Feinde" schaffen konnte.
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Februar 2015

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