Modeworte
Es gibt immer mal
wieder so Modewörter, die aus der Jugendsprache kommen. Meistens sind es Wörter
mit denen man sein Gefallen für etwas ausdrückt. Oh, das ist klasse! - zum
Beispiel.
Wenn ich mich recht
erinnere, war der Ausdruck "klasse" in den fünfziger Jahren des
vorigen Jahrhunderts aufgekommen. Wenn etwas "klasse" war, musste das
aber keinen Bezug zur führenden Rolle der Arbeiterklasse besitzen. Das
"Klassesein" kam nicht direkt aus dem Vokabular des Klassenkampfes, sondern
vieleicht eher aus der Ecke, dass etwas 'klassisch' ist. Klassische Musik zum
Beispiel. Ja, es gibt Menschen, die klassische Musik klasse finden!
Dann irgendwann kam
'fetzt'. "Das fetzt ein!", sagte man, wenn etwas gut gefiel. Der
Ursprung von 'fetzt' liegt sicherlich beim Zerfetzen von etwas, zum Beispiel
das Zerfetzen des Zwerchfelles! Oder kam 'fetzt' von Fats Domino, einem Pionier
des Rockn-Roll?
Die Benutzung des
Wortes 'fetzt' wurde übrigens von meiner Großmutter nicht gut geheißen. Meine
Oma sagte 'prima', wenn etwas schöner als einfach schön war.
Kurz vor der Wende kam
vom Westen das Wort 'geil' in den Osten herüber geschwappt! Ich erinnere mich
an eine Sendung im Ostfernsehen, wo eine Beatgruppe auftrat und deren Sänger
das Publikum mit "Oh, ihr seid so geil!" - für den donnernden Applaus
lobte. Dass man etwas 'geil' findet, hat sich über viele Jahre bis heute halten
können. Lediglich eine Steigerung von 'geil' ist dann der Begriff
'oberaffengeil'. Ein berühmter Werbeslogan lautete - Geiz ist geil!
Der sexuelle Hintergrund
von 'geil' machte das Wort wohl besonders interessant für die breite Verwendung,
weil man sich damit auch als Nicht-Spießer verkaufen konnte. Spießer und andere
anständige Leute verwenden 'geil' bis heute nicht. Meine Oma hätte sich eher
die Zunge abgebissen, als das Wort zu verwenden.
Ein Wort für etwas
nicht so Schönes, welches auch gern benutzt wird, um zu zeigen, dass man ein
lockerer Typ und kein Spießer ist. ist der Begriff 'hinterfotzig'. Den habe ich
noch nie benutzt. Ich begreife den einfach nicht. Rein anatomisch! Hinterlistig
ist klar, aber hinterfotzig? Was ist denn dann vorderfotzig?
Nach der Wende wurde
der Osten mit 'super' geflutet. 'Super' konnte sich in allen
Gesellschaftsschichten und Altersklassen durchsetzen, wohl weil es weder
sexuellen noch fäkalischen Hintergrund besitzt.
Als Gegenteil von
'super' machte sich das fäkalische Wort 'scheiße' breit und wurde
gesellschaftsfähig. 'Scheiße' wurde zum meistgebrauchten Adjektiv in
Fernsehkrimis und am Arbeitsplatz. Der englisch-amerikanische Begriff 'fuck' findet
in der letzten Zeit alternativ zu 'scheiße' auch häufige Anwendung, konnte sich
aber bei Leuten, wie ich einer bin, nicht recht durchsetzen, weil hier eine
klare Übersetzung fehlt. Was bedeutet
'fuck'? Bedeutet es 'Mist' beziehungsweise eben 'Scheiße' oder was?
Im Wörterbuch stehen
verschiedene Varianten, die ich jetzt hier nicht zitieren möchte. Die direkte
Übersetzung wird mit 'ficken' angegeben. Wenn also jemand wutentbrannt das Wort
'fuck' ausstößt, fordert der dann Geschlechtsverkehr, den ihm der Himmel
schenken soll? Oder was soll es
bedeuten?
In den letzten Jahren
kamen relativ harmlose Worte wie 'cool' oder 'krass' in Ergänzung zu 'geil'
auf.
Man kann wahrscheinlich
keine Worte mehr finden, die noch abgefuckter sind, als die es schon gibt.
Interessant hingegen
sind einige Wortkreationen der Jugendsprache, die bildlich oder beinahe
satirisch sind: Zum Beispiel - Ameisentitten für Gänsehaut! Oder - Hagelschaden
für Cellulitis. Faltenbügler für Schönheitschirurg. Deppenzepter für
Selfiestick. Bürgersteindeko für Hundehaufen. Mafiatorte für Pizza.
Gurkendomina für Vegetarierin.
Übrigens Vegetarier
allgemein - Leute, die ihre Wurst beim Gärtner kaufen.
Geil finde ich auch den
Begriff "Unterhopfung" für den Zustand, dringend ein Bier gegen den
Durst zu benötigen. Fuck you Cola!
Eduard Sachsenmeyer
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