Predigen hat für mich als aufgeklärten Heiden im 21.Jahrhundert immer leicht unterschwellig auch die Bedeutung von "aufschwatzen", jemandem etwas so oft eintrichtern, bis niemand mehr weiß, was eigentlich gemeint ist.
Nun haben wir einen (ehemals) berufsmäßigen Aufschwätzer (demnächst) als Bundespräsidenten. Auch Freiheitsprediger genannt! Joachim Gauck.
Es geht das Gerücht, dass ihm die Herzen der Bundesbürger wie im Sturm zufliegen würden, bzw. zugeflogen seien. Er sei die Lichtgestalt des Volkes. Alle lieben ihn. Oder jedenfalls die Mehrheit.
Ja, ich halte das für ein Gerücht. Wenn man mich fragen würde... - aber mich hat man schlauerweise nicht gefragt.
Wenn sich jedenfalls ein Prediger auf die alte Schindmähre "Freiheit" schwingt und den armen alten Klepper durch alle Gassen treibt, dann erfasst mich großes Mitleid. Wenn weder Ross noch Reiter weiß, wo man hin will, wird der Ritt zur Lachnummer.
Wieso fällt mir jetzt das Bild von Don Quichote ein? Der hat doch gegen Windmühlen gekämpft - aber im guten Glauben, es seien echte Feinde!
Gauck hingegen weiß doch, dass die Feinde seiner oft beschworenen Freiheit keine Windmühlen sind. Oder sollte er noch dümmer sein, als die Polizei es erlaubt?
Ich werde von ihm nun nicht gleich erwarten, dass er die freiheitsbeschränkende Macht des Kapitals begreift... nein! Aber ein Mann Gottes, jemand, der Vertreter einer Religion ist, muss doch wenigstens merken, dass er, wenn er seine Religion predigt, nicht Freiheit predigt! Religion ist das Gegenteil von Freiheit. Religiös sein, bedeutet - sich den Regeln und Werten der Religion ein- und unterordnen!
Übergreifend kann gesagt werden, dass alle Individuen, alle Menschen aller Religionen und Gesellschaften, sich entweder den Spielregeln und Werten der herrschenden Religion - man kann auch Kultur sagen - anpassen oder eben anecken und nicht selten "abgesondert" werden. DAS WAR SCHON IMMER SO!
Das ist bei den Naturvölkern im immergrünen Regenwald nicht anders als in den USA. Wer sich nicht anpassen kann oder will, wird die Macht der Mehrheiten kennen lernen.
Der Mensch ist primär ein soziales Wesen. Nur als soziales Wesen kann er seine Individualität definieren - sein ICH finden!
Sicher gibt es in den multikulturellen Gesellschaften der modernen Zivilisation zwangsläufig (man kann nicht jeden Tag einen Ausländer killen!) ein hohes Maß an Toleranz gegenüber Denk- und Lebensformen, die eigentlich nicht im Wertekanon der Gesellschaft verankert sind, aber dieses Maß an Toleranz wird mit einem wachsenden Maß an Werteverlust, schwindender nationaler Identifikation und sinkendem Kulturniveau bezahlt.
Von Friedrich Engels kommt der Spruch - Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit!
Man kann wohl auch sagen: Anpassung macht frei!
Auch ein Prediger des Herrn sollte bemerkt haben, dass der Herr keine Götter neben sich duldet!
Wenn man also von Freiheit schwätzt, sollte man wenigstens wissen, dass Freiheit kein absoluter Wert ist, dass Freiheit immer relativ ist. Der Mensch strebt auch nicht unbedingt nach Freiheit, sondern nach Geselligkeit - nach Freunden, nach Familie und Partnern.
Wieviel Freiheit verträgt eigentlich der Mensch? Der Begriff "vogelfrei" sagt diesbezüglich viel aus.
Die ganz große Freiheit, die mit dem ganz großen Geld einher kommt, soll ja übrigens auch nicht so ganz glücklich machen! Eher einsam und geizig.
Und wenn man den Zwängen des Marktes ausgesetzt ist, und sie auf Gedeih und Verderb beachten muss, dann ist das Gerede von Freiheit doch auch ziemlich blödsinnig.
Und wenn wir über die Unfreiheit in der ehemaligen DDR reden wollen, dann sind wir ganz schnell bei der Frage, was da falsch gelaufen ist. Nicht bei der Antwort, dass das System auf Unfreiheit gegründet gewesen wäre. Umgekehrt! Die so genannten "Unfreiheiten" - vorweg die Verweigerung der Reisefreiheit - haben das System unterminiert und zu Fall gebracht.
Übrigens - das Maß an Freiheit (= Abweichungen von der herrschenden Kultur!), welches eine menschliche Gruppe, eine Gesellschaft, ein Staat seinen Mitgliedern straffrei zubilligt, ist sehr unterschiedlich und keine Konstante. Es hängt mit Sicherheit zusammen mit der ökonomischen und militärischen Stärke der jeweiligen Gruppe. Schwache Gruppen sind gezwungen, auf strikte Einhaltung der kulturellen Regeln zu achten, um nicht noch schwächer zu werden. Freiheiten sind eingeschränkt!
Starke Gruppen/Gesellschaften können sich Abweichler und Sonderlinge leisten. Und so gesehen wird die deutsche Gesellschaft den Freiheitsprediger Gauck, wohl ohne größeren Schaden zu nehmen, verkraften.
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